Zeiten Pendel 2021

Date: September 5, 2021

Kybernetische Klangskulpturen

Gewichtig schreiten die Sekunden vorbei; Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Monate, Jahre: Das Wesen des Pendels einer Standuhr besteht darin, in der Wiederholung des Pendelschlags Zeit exakt zu messen. Ein Metronom hingegen vermag als Zeitgeber in der Musik variable Tempi innerhalb einer Skala miteinander zu kombinieren.

Jutta Ravennas Arbeit Zeiten-Pendel erforscht das Metronom als zwischen Stabilität und Instabilität pendelnde Klangbewegung in einer Vielzahl von schwingenden Lautsprechern als Klangobjekte im Raum. Um die raum-klangliche und physikalische Wirkung zu erkunden, wird die Größe einzelner Metronome variiert und bis hin zu architektonischen Proportionen gesteigert.

Der Begriff der Zeit, visualisiert in Displays, eingebettet in kleine Aschenhügel, die Wahrnehmung ihres Vergehens und wie sie sich zum Bewusstsein der Endlichkeit verhält, sind Themen, die in Jutta Ravennas Werk Zeiten-Pendel immer wieder aufgegriffen werden.

 

 

Werk-Genese:

Die physikalischen Experimente der Pendelmechanik wurden in der Anfangsphase entkoppelt von der klanglichen Ebene realisiert, um im späteren Verlauf des Projekts computerbasiert miteinander koordiniert zu werden. Das computerbasierte Audiodesign erfolgt insofern in Abhängigkeit von der Pendelmechanik. Insgesamt ergeben sich vier Modi: mit Klang pendelnd, ohne Klang pendelnd, mit Klang im Stillstand oder ohne Klang im Stillstand. Hinsichtlich ihrer Pendelfrequenz und Regulierung der Motorengeschwindigkeit werden beide Ebenen (Klangproduktion und Motorenantrieb) so gesteuert, dass am Wendepunkt des Pendels ein Geräusch zu hören ist. Das an der Decke installierte Pendel-Orchester wird in unterschiedlichen Tempi mit computergeneriertem Klangmaterial angesteuert. Anstelle des typischen Klickgeräuschs wird über Sampling variables perkussives Material miteinander kombiniert. Diverse Lautsprechertypen verändern in Jutta Ravennas Zeiten-Pendel die Klangfarbe. Polymetrische Strukturen und Temposchwankungen bilden eine weitere Komponente in der Variation. Das Projekt schließt mit einer die spezifische Akustik des Raumes berücksichtigenden Präsentation des Pendel-Orchesters ab.

Zwischen Ordnung und Chaos steuert das Computerprogramm, beeinflusst von der Eigenresonanz des Pendels die Bewegungen und beide variieren Geschwindigkeit und Ausschlag auf der Basis von Größe, Gewicht und über eine justierbare Masse. Der Puls der Zeit wird im synchronen/asynchronen Schwingen, im Ausbrechen aus einem gemeinsamen Tempo, in der Beschleunigung/Verlangsamung oder dem Stillstand einzelner Pendelpaare oder Gruppen spürbar.

Technik-Team: Carlo Crovato, Nico Daleman, Paul Schuladen,  Jan Mudrak und Dorian Lange

Mit Unterstützung der Initiative Neue Musik Berlin, dem Musikfonds, Neustart Kultur und Errant Sound e.V.

 

 


EnglishGerman